Close
Close
Browse Categories
$ to $















ULTIMA RATIO - Im Schatten von MUTTER: Das Lukeanische Reich
[9783941340053]
$11.75 $5.88
Publisher: Heinrich-Tüffers-Verlag
pixel_trans.gif
by Roger (. L. [Featured Reviewer] Date Added: 07/11/2015 03:08:49

Endlich eine Weltenbeschreibung für Ultima Ratio. Endlich etwas, womit man als Spielleiter nicht komplett allein gelassen wird. Das dystopische Science-Fiction-Setting aus deutschem Hause geht in die nächste Runde. Wir haben das Quellenbuch kritisch durchgearbeitet und stießen auf viel Bekanntes, verbunden mit einem kleinen Funken Kreativität.

Rezension: Ultima Ratio – Das Lukeanische Reich. Uninspirierte Lichtblicke.

Ultima Ratio – Im Schatten von Mutter ist ein neues deutsches Science-Fiction-System, welches nach Aussage der Entwickler viele Jahre in Arbeit war. Die bisherigen Veröffentlichungen begeisterten uns nicht sehr, war uns das Grundregelwerk doch zu unausgegoren und fast bar jeden Hintergrundes. Das Koloniehandbuch Auda hingegen wusste in Grenzen zu punkten, brachte aber keine Offenbarung über die Spielwelt im größeren Ausmaß. An diesem Punkt setzt das Quellenbuch Das Lukeanische Reich an und bringt erstmals sowohl einen historischen Überblick, setzt aber auch genaue Foki auf die verschiedensten Bereiche des Lebens zwischen den Sternen.

Inhalt Um eine Spielwelt zu verstehen, muss man in meinen Augen deren Geschichte kennen. Sonst bleiben Zusammenhänge verborgen, die nur der Entwickler selbst kennt. Und genau das ist auch der erste Abschnitt des vorliegenden Quellenbuches. Eingeleitet von einem Zitat – dieser Aufbau wiederholt sich über die nachfolgenden Kapitel – erfährt der Leser von dem Anbeginn der Zeitschreibung im Spiel. „Die lange Reise“ ist der Punkt Null und wird mit LR abgekürzt. Jede Zeitangabe ist von dort aus gerechnet. Welten- beziehungsweise Generationenschiffe reisen durchs All, einige gehen durch Katastrophen oder Kämpfe verloren, und finden endlich einen bewohnbaren Planeten.

Geradezu klischeehaft ist dieser natürlich bereits von einer menschenähnlichen Spezies, die sogar genetisch kompatibel ist, bewohnt. Die Menschen landen, bauen Kontakt auf und siedeln. Innovativ ist die Erlangung der Kontrolle über den Planeten. Nicht durch Schlachten, sondern durch schleichende genetische Konvergenz übernehmen die Menschen ihr neues Zuhause.

Natürlich darf die außerirdische Feindrasse nicht fehlen. Bald knallt es mit den Nishzrra, eine Spezies insektoider Wesen. Kriege dieser Art sind ein übliches Stilmittel in der Science-Fiction, irgendeinen Gegner braucht man ja. Weiter geht es mit verschiedenen anderen neuen Spezies und dem Ausbau des neuen Menschenreiches. Die letzte Prise der bekannten Elemente aus Science-Fiction-Welten bilden die Genesis, künstliche Lebensformen aus dem Labor, die wie Menschen aussehen. Als diese nach Freiheit begehren, kommt es wieder einmal zum (Bürger-)Krieg. Zwischenzeitlich hat sich der Weltenrat mit fast allen intelligenten Spezies gebildet und den Status Quo der vorgetäuschten Stabilität aufgebaut.

Soweit, so gut. Interessanter sind die nachfolgenden Kapitel. Hier geht es um die KI MUTTER, die den kompletten Lebensablauf steuert (und sich selbst auf andere, neue Kolonien unter einem anderen Namen kopiert), den implantierten Chip KIND und die neueste Inkarnation des Internets mit deutlich stärkerem Eingriff in das reale Leben namens UNIFORM.

Hier beginnt der deutlich für das Spiel relevantere Teil des Bandes. Was bedeutet es, die Verantwortung für das Wohl von Leib und Seele an eine KI abzugeben? Welche Auswirkungen hat es, wenn jemand keinen KIND-Chip implantiert hat? Wie werden Mentalisten in dieses System der kompletten Überwachung eingebunden? Vor allem aber: Welche Geschichten für den Spieltisch können aus den Hintergrundinformationen generiert werden.

Dazu gibt es immer wieder aufkommende grüne Boxen, die Anregungen für Spieler und SL zugleich geben.

Auch interessant: Wie wird das Recht durchgesetzt? Welche andere Formen von künstlichem Leben gibt es und wie binden sie sich in das alltägliche Leben ein. Transhumanismus wird im Übrigen nicht angeschnitten und scheint somit nicht Teil des Systemfokus zu sein.

Parallelen zur SIN von Shadowrun beiseite geschoben, hat man sich hier deutlich Mühe gemacht, dem Leser ein ordentliches Bild der Spielwelt zu geben. Allerdings bauen die Quellenbücher aufeinander auf, denn es wird immer wieder auf den „Sonderfall Auda“ referenziert. Diese Informationen wird man nur verstehen, wenn man auch das entsprechende Quellenbuch gelesen hat.

Das Quellenbuch hat eine unangenehme Angewohnheit. Es benutzt Abkürzungen im immer stärker werden Maß, je weiter man auf den Seiten voranschreitet. Diese werden zwar immer wieder erklärt, aber sind dennoch den Lesefluss störend. Und wirken dabei auch manchmal ein wenig an den Haaren herbeigezogen. Beispiel gefällig? PALADIN – Permanente aktive Loyalisten des internen Nachrichtendienstes. Das war bei S.H.I.E.L.D & S.W.O.R.D. noch ganz cool, aber danach nicht mehr.

Solche Nicklichkeiten beiseite geschoben, erledigt das neue Quellenbuch für Ultima Ratio seinen Job, einen vollständigen Überblick über die zentrale Welt des Spiels zu geben, aus der Vogelperspektive betrachtet, recht gut.

Es beschreibt die Bereiche der generellen Funktionsweise von MUTTER und KIND ziemlich ordentlich und gewissenhaft, geht dabei auf die Gesellschaft ein (beängstigend fand ich, dass bereits im frühesten Kindesalter eine ganze Karriere festgelegt wird) und koppelt dabei ganz hart Wohlstand (hier Kreditlevel genannt) an den Erfolg des Lebensweges. Ohne Geld ist man nichts und wird auch nahezu nie etwas werden können. Schichtenmigration ist nahezu nicht existent. Bereiche wie Politik, Ernährung, Religionen, Sport und Wirtschaft werden so gut beschrieben, dass ich ein handfestes Bild der Spielwelt im Kopf habe.

Wohl noch von hoher Relevanz für Abenteuer im lukeanischen Reich sind die Ausführungen zu Sicherheit, Recht und Justiz. In einer so totalitär überwachten Lebensart bietet sich fast an, Agenten von MUTTER aus einer der vielen Organisationen zu spielen und Reichsdissidenten zu jagen. Hier finden sich auch die meisten Spieler- und SL-Hinweise.

Abschließend finden sich noch einige Hinweise zum interstellaren Reiseverkehr und genauere Beschreibungen der verschiedenen menschlichen Archetypen der Kolonien. Ist das Artwork stellenweise von einer Stock-Art-Börse gekauft, machen die Zeichnungen der verschiedenen Koloniebewohner richtig was her und vermitteln einen charmanten 80er-Jahre-Stil.

Regelseitig findet sich erfrischend wenig in dem Band, lediglich ein paar Matrizen zu den durch das Kreditlevel bedingten Möglichkeiten, Werte für künstliche Lebensformen und Kontakte am Ende des Buches sind vorhanden.

Preis-/Leistungsverhältnis Läppische 12,95 EUR kostet der Band, der endlich die vielen Fragen nach der Spielwelt zureichend beantwortet. Dafür erhalten Interessenten eine Sandbox, die viele abwechslungsreiche Spielbereiche birgt und auch gut wie umfangreich genug ist, um die Welt lebendig zu machen. Mehr Informationen zu den anderen Spezies wären wünschenswert gewesen, hier wird man jedoch auf kommende Bände warten müssen. Letztendlich ist das Buch sein Geld wert, was jedoch an den vielen Inspirationen liegt und nicht am Umfang.

Erscheinungsbild Das Design ist professionell gemacht, wenn auch etwas karg und sich manchmal in bleierne Textwüsten verlierend. Dabei hätte es nicht mal mehr Artwork gebraucht. Einfache optische Trennlinien oder Zierelemente hätten vollkommen gereicht, um den Eindruck etwas aufzubessern.

Viele der Illustrationen stammen von der Stock-Art-Börse iStock, es mischen sich jedoch auch Arbeiten von Stephanie Böhm und Aljosa Mujabasic dazwischen. Diese passen gut zum Thema von Ultima Ratio und wissen, zu gefallen.

Papier und Klammerheftung sind gut verarbeitet. Der Druck ist kontrastreich und farblich satt. Leider fallen wenige Fehler des Lektorats auf, die aber den Lesefluss nicht weiter stören.

Fazit Das Lukeanische Reich beantwortet endlich die brennenden Fragen der Fans nach der Spielwelt. Allumfassend beschreibt der Band dabei die Lebensart des Wohlstandes der Zentralwelt, der vom Elend der Kolonien erkauft wurde. Durch die totale, aber „gönnerische“ Überwachung der KI MUTTER, wird das dystopische Ambiente des Settings verstärkt, wenn nicht gar erst zutage gefördert. Abenteuer können auf den ersten Blick nur sinnvoll auf Seiten des Staates sein. Erst durch Kenntnis der Widerstandsbewegung auf der Kolonie Auda und dem Quellenbuch dazu ergibt sich ein komplettes Bild. Das gibt Abzüge in der B-Note.

Das Ambiente der total-überwachten Zentralwelt, mit all ihrer Xenophobie und den verschiedenen Kontrollorganen erinnert zu Teilen an Shadowrun. Ohne den KIND-Chip ist man nichts. Ohne SIN ist man auch in der sechsten Welt nicht. Der KIND-Chip greift jedoch wesentlich tiefer in das Leben ein und grenzt sich schon alleine dadurch ab. Nikolas Tsamourtzis dazu: „Das komplette Rechtssystem ist von Null auf konsequent eigens entwickelt worden.“

Einen Innovationspreis verdient das Quellenbuch dennoch aus meiner Sicht nicht, verwertet es doch viele bekannte Elemente aus dem Science-Fiction-Genre und Romanen wie von den Autoren Orwell und Asimov schlichtweg neu. Das macht es aber an sich gar nicht schlecht. Der Lesefluss stockt manchmal durch Textwände, aber auch hier ist schon eine Verbesserung eingetreten.

Fluff-Ausrutscher wie die Kneipe „Böse Möse“ im Auda-Handbuch gibt es nicht. In Summe ist dieser Quellenband dringend nötig gewesen, um Ultima Ratio endlich ordentlich zu spielen.

Mit etwas mehr Inspiration und weniger Abhängigkeit zum genannten Koloniehandbuch wäre eine höhere Wertung drin gewesen.



Rating:
[3 of 5 Stars!]
pixel_trans.gif
pixel_trans.gif Back
You must be logged in to rate this
pixel_trans.gif
ULTIMA RATIO - Im Schatten von MUTTER: Das Lukeanische Reich
Click to show product description

Add to DriveThruRPG.com Order

0 items
 Gift Certificates